Altenheim Dechaneihof St. Marien

Mein erster Auftritt in einem Altenheim führte mich zum Dechaneihof St. Marien in Freckenhorst. 50-Jahrfeier mit einem großen Programm: Tanzgruppen, Kiepenkerlverein, Bachrednerin, Ukulele-Orchester, A-Capella-Chor, Zauberin und … Clown Bruno. Ich war etwas nervös, mein erster Auftritt im Altenheim und mein erster mit einem „alten-tauglichen“ Kostüm. Deshalb hatte ich mich auch bei Lösings in Altenberge mit wunderschönen Rosen eingedeckt – (sich) Verschenken klappt immer … obwohl viele misstrauisch dachten, aus der Blume würde gleich ein Wasserstrahl spritzen und sie nass machen! Nach einigem Vorgeplänkel und Aufwärmspielchen mit den Mitarbeitern zog ich los. Meine Intuition liess mich an einer Bierzeltgarnitur Platz nehmen und Annegret und ihren Mann, Hedwig, Alfons und Jan kennenlernen. Hedwig war putzmunter und berichtete begeistert von ihrem Urlaub im Allgäu. Ich war noch etwas reserviert und konnte gar nicht emotional folgen, wurde aber mit zunehmender Dauer wagemutiger und spielfreudiger.

Dann folgten weitere zahlreiche Begegnungen, – ich musste ja schließlich meine Blumen loswerden -, hauptsächlich mit Frauen (das Betreuungs- und Waffelbacktrio Anja, Maria und Yvonna; die Vorstandsdame der Kiepenkerlbrüderschaft; der Zauberin (sie habe ich ein bisschen bedauert, weil auf der Bühne so weit weg von den Leuten stand und sich abmühen musste) aber auch einige schöne mit Männern (denen ich immer die Blumen als Geschenk für ihre Frauen andrehen konnte). Kritisch dann immer: Wer ist unverheiratet/beziehungslos/will vielleicht gar nicht? Frauen, die keine Blumen von ihren Männern bekamen, gab ich den Tipp, sich die Rose auf den Küchentisch(!) zu stellen und vorzugeben, es wäre von ihrem Mann, das würde dann auf den Mann „abfärben“. Alter Clownstrick 🙂

Doch immer wieder werden auch Kinder auf mich aufmerksam (trotz meiner inkognito-Opaklamotten; Die Entschuldigung „Ich habe Angst vor Kindern“ glaubt mir allerdings keiner), eine schickt mich zum Kinderschminken. Dort entdecke ich zwei nette Damen auf einem formidablen roten Sofa, das mich magisch anzieht. Dort möchte ich drauf sitzen, allerdings ist kein Platz frei. Soll ich links von der einen Dame sitzen oder rechts von der anderen? Dann rücken beide ein Stück zur Seite und nehmen mich in die Mitte!

Tanzen mit Laura, die ein schönes Pferd im Gesicht trägt – nein, lieber nicht, dann halt Fußball mit ihrem Bruder, Hauptsache es gibt einen Luftballon, doch der blaue Tierballon saust übers Dach in den Nachbargarten und ist einfach weg! Da habe ich zu wohl viel Schub gegeben. Dem 1,5 Jährigen, der mich mit seinem Plastikauto fahren lassen wollte, schenke ich dann auch einen Luftballon. Beim dritten Mal klappt es, doch der junge wirft den Ballon zu Boden und – peng! – er platzt. Alle erschrecken, nur der Junge und schauen uns lachend an (wir verstehen uns blind): So muss es sein!

Fazit: Bei Erwachsenen und Senioren ist es weniger das Auja! gefragt als das geduldige Zuhören. Das spontan-chaotische Spiel steht – wen wundert’s – nicht im Vordergrund, dafür Kontakt, oft verbal, gerne aber auch körperlich, der Clown darf hier Grenzen (der Etikette, der Regelkommunikation) überschreiten und macht es auch gerne. Bruno kommt dem Gegenüber nahe, und wenn es ok ist auch sehr nahe. Daraus entstehen oft die schönsten und berührendsten(!) Momente. Was mir noch aufgefallen ist: Es gibt bei Erwachsenen nicht diese klare Grenze zwischen Privatperson und Clown wie bei den Kindern. Oft sprechen mich die Erwachsenen als „normales Gegenüber“ an, und ich antworte dann auch „normal“ (denke dann aber: Dafür bist du nicht hierher gekommen, du willst doch ein guter Clown sein!).

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