Achtsamkeit und Resilienz aus der Sicht eines Clowns


Und dann hatte Herr Blume mal wieder einen Vortrag, sogar einen – haltet euch fest – Festvortrag. Er hätte zwar lieber über Ein-, Zwei- oder Siebensamkeit und die berühmt-berüchtigte Resi-lizenz oder sowas gesprochen, aber das Thema war nunmal festgelegt (deswegen Festvortrag 🙂 und als solches für das 31. Symposium zur psychsozialen Betreuuung von chronisch nierenkranken Kindern und Jugendlichen eingekauft worden.
Bruno Blume hatte sich im Vorfeld viele Gedanken gemacht, bzw. dies seinem Denker überlassen, der aus dem kreativen Exzess von linker und rechter Gehirnhälfte (und zum Schluss ganz viel Amygdala) etwas vorzeigbares zaubern musste. Und das Thema hatte es in sich! Am Anfang dachte der Denker ja noch, Achtsamkeit und Resilienz würde er so aus dem Handgelenk schütteln, das wäre sozusagen Die DNA des Clowns/Fools, aber je näher der Termin kam und je mehr er nachdachte, desto weiter in die Ferne rückte ein triumphaler Vortragserfolg und umso mehr breitete sich Nicht-Wissen, ja fast Panik aus, da noch einen halbwegs logischen Spagat zwischen den beiden ja sowas von überladenen Begriffen und dem doch recht unbeleckten und unbekümmerten Clown hinzukriegen (der vermutlich die ganze Zeit unter dem Schreibtisch des Denkers hockte und sich in Fäustchen lachte).

Der Denker rächte sich dafür, indem er in grünen Großbuchstaben unmögliche Regieanweisungen für Bruno auf einige der Vortragsfolien schrieb: BRUNO RÄKELT SICH UNTER DER DUSCHE UND BEWUNDERT DAS MUSTER DER WASSERTROPFEN AUF DEM BODEN oder BRUNO WEINT, WEIL ER SEINEN HAMSTER NICHT FÜTTERN KANN, denn nicht Bruno sollte den Vortrag halten (Plan A) oder Bruno und Denker abwechselnd (Plan B) oder Denker mit Handpuppe Oskar als Bruno verkleidet (Plan C) oder Bruno als Bruno und Oskar als Denker (Plan D) oder einer der übrigen 32 möglichen Konstellationen – sondern der Denker alleine mit Brunos Mütze. Nur zwei-, dreimal zog sich der Denker die Nase über und machte dann irgendein „Clownsding“.

Direkt zu Anfang haute er dann die großen Sprüche raus: „Jedes Ding hat drei Seiten. Eine positive, eine negative und eine komische.“ und „Ich zeige Ihnen die Eintrittspforte in diese dritte Welt.“. „Jeder Mensch ist ein Clown, aber nur wenige haben den Mut es zu zeigen.“ und „Ich möchte Ihnen im Folgenden ein bisschen Mut einflössen, denn über den Clown kann ich Ihnen zwar viel erzählen, aber ihn sehen und schmecken können nur Sie selber.“ Und dann über Neugier als „clowneske Grundhaltung“! und CLOWN BRUNO GEHT HERUM, HEBT FUSSEL AUF UND ZEIGT SIE (Habe ich natürlich nicht gemacht, war ja sowas von unter meiner Clownswürde und außerdem gab es in diesem klinisch sauber gelecktem Raum überhaupt keine Fussel!!)

Bei einer Sache habe ich aber richtig Spaß gehabt: Weil die Teilnehmer alle so komisch guckten (und offensichtlich null Ahnung von Clowns hatten, also: von richtigen Clowns, so wie wir halt), hat der Denker sie auf einen fremden Planeten geschickt und dort auf Entdeckungsreise gehen lassen! Und vorher mussten sie noch in ihren Körper hinein horchen und atmen und so Sachen machen. hihihi! Aber so richtig lustig wurde es, als sie sich alle die roten Clownsnasen aufzogen, die der Denker ausgelegt hatte, und sich gegenseitig damit anspielten! Einem männlichen Objekt hatten sie sogar fünf, sechs Nasen in die Haare drapiert! Der sah dann wirklich so aus wie eins der „freundlichen, unbekannten Wesen“, die es auf diesem Planeten geben sollte! hahaha!! Und dann mit den Seifenblasen spielten!

Das beste war aber die Auja-Übung! Alle machten brav mit. Nachdem der Denker sie mit der rechten und linken Hand hatte wedeln lassen, mussten sie solange mit den Füßen auf dem Boden stampfen, bis sich endlich einer erbarmte, der sagte: Nun gehen wir alle rückwärts! AUJA – und alle gingen rückwärts, was bei 35 Personen in dem kleinen Tagungsraum zu listigen Kollisionen führte, hihihi. Irgendwann sagte dann einer: So, wir setzen uns jetzt alle hin und schließen die Augen! Das war wohl der Oberclown von denen, hahaha! Der wollte wohl wieder auf die Erde zurück, HAHAHA! Aber nichtsda, ein anderer stand auf und dann drehten wir uns alle um unsere eigene Achse! Aber der Oberclown gab nicht auf, etwas ermattet (und wie ich finde ziemlich einfallslos) sagte er schnell: Und jetzt setzen wir uns alle hin. Das Auja daraufhin schien mir nicht mehr aus vollstem Herzen zu kommen… Aber der Denker hatte sich (natürlich!) mit der Zeit vertan und so war nun auch fast schon Schluss. Aber er hatte noch ein As im Ärmel. Noch ein letztes Mal mussten alle aufstehen, verschwörerisch die Hände reiben und sich Humor injizieren! Ob es geklappt hat? Einige schauten ganz lustig drein. Dann Clownsverabschiedung mit dem „Hoooooo…“ und dann haben sich wirklich alle zugeklatscht, der Applaus galt dem bravourösen Auftreten jedes einzelnen – und hier musste ich zum Schluss dann dem Denker doch Respekt schulden, das hat er gut hingekriegt.


Nachdem (fast) alle Nasen und Seifenblasen verteilt waren, öffnete Bruno seinen kleinsten und geheimnsten Überraschungskoffer und verschenkte sein Herz (in Zuckerform) an die beiden überaus liebenswerten Veranstalterinnen.

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