MOZ-Trio am Mittelaltermarkt und Hofgarten, München

Nachdem das weltberühmte 😉 MOZ-Trio im Juni einen sensationellen Auftritt im Schloss Nymphenburg hatte, war nun die spannende Frage, ob das Trio am 9.12.2017 diesen Erfolg wiederholen könnte. Als Lokalität wurde wieder München ausgewählt, nur diesmal starteten wir am Odeonsplatz, besuchten einen Mittelaltermarkt, schlugen uns durch die vollen Straßen, flüchteten in den Hofgarten, und endeten mit dem Transport eines Weihnachtsbaumes.


Route unserer Himalaya-Expedition auf eiskaltem und unbekanntem Terrain

Und diesmal starteten wir im Winter, brrrrh, nicht im Sommer. Der Auftritt dauerte von 13:30 bis 16:20, also rund drei Stunden. Die Zeit ging diesmal sehr schnell dabei, wir machten keine Pause (höchstens 5 Minuten), ich war nachher nicht so erschöpft wie beim ersten Mal.

Ich bin eine halbe Stunde früher da und kann die einzelnen Lokalitäten checken, die wir uns im Vorfeld überlegt hatten: die diversen Weihnachtsmärkte und Einkaufsstraßen. Alles sehr überfüllt, nur der Mittelaltermarkt scheint bespielbar zu sein. Doch dort gibt es ein ausführliches Künstlerprogramm, was mit unserem kollidieren würde. Mittelalter, Gaukler, Puppenspieler und Stelzenläufer…

Und dann sind Zora und Gustaaf da! Gemeinsam mit ihren Haus- und Hofphotographen parken sie hinter der BSB und haben gerade ausgeladen, als ich ankomme. Großes Hallo und sofort wird losgespielt, kein Aufwärmen. Obwohl, DAS wäre dringend notwendig, denn es ist arschkalt, vor allem, wenn man im Wind steht. Zora bestreitet energisch, es bis 16 Uhr aushalten zu können und im Stillen pflichte ich ihr zu: Eine Stunde – länger nicht! Ich leihe mir die weissen Baumwollhandschuhe von Gustaaf, ich habe Wollsocken, lange Unterhose, Skiunterhemd, Einlegesohlen, aber an Handschuhe habe ich nicht gedacht! Die machen wirklich einen Unterschied und sind meine Rettung. Ich nehme sogar meine Daunenjacke mit, da mir schon vor dem Nachhauseweg graut (doch – was für ein Wunder! – wir spielen uns so warm, dass wir nicht nur lange durchhalten, sondern auch keinen Gedanken an den Nachhauseweg verschwenden.

Dann ziehen wir los, und das Spielen beginnt stante pede, und bereits auf der Briennerstraße kommen wir keinen Schritt weiter und haben einige schöne Begegnungen. Wir stellen uns an die Schaufensterfront, verschnaufen und lassen die Leute auf uns zuströmen. Doch noch bin ich im Suchmodus, habe Stress, nicht genügend Leute/Gelegenheiten zum Anspielen zu finden. Wenn wir stehen, ist es ok, es kommen viele Menschen vorbei und bei einigen passt es, und wir können andocken (wie zB die Santacon-Leute), die sich als Weihnachtsmänner verkleidet haben und ausschwärmen, um Glühwein zu trinken und Kinder zu beschenken.

Auf dem Mittelaltermarkt angekommen, ist es Zora und Gustaaf zu voll, zu viel Mittelalter und Spektakulum… Ich fühle mich dagegen pudelwohl in der Menschenmenge. Aber zuvor sagt Zora: „Ich möchte tanzen!“ und wir legen Musik auf und wir schweben nur so dahin, Fooling-Wolke 7. Dafür bin ich hierhergekommen, danach sehnen sich die Leute, und das möchte ich gerne mit ihnen teilen (und dabei ist es so leicht und einfach und fließt nur so). Die Anziehung zwischen uns ist mit den Händen zu greifen und verzaubert die Zuschauer (einige schauen uns verstohlen zu). Als wir zu Ende sind, gibt es Szenenapplaus.

Der zweite magische Moment findet dann im Hofgarten statt, wohin es uns auf der Flucht vor dem Trubel, Gedränge und Konsumiere verschlagen hat. Zunächst bleiben wir aber mitten im Eingangstor stehen – keine schlechte Wahl, denn hier müssen alle vorbei. Dann räumen wir den Platz – immer der Sonne nach, die so langsam untergeht – und es wird wirklich ruhig. Die Leute sehen uns schon aus der Entfernung und können uns gezielt ansteuern oder auch nicht. Was immer geht sind Fotosessions, es wird scheu nach Selfies gefragt und sich ein Ast ab gefreut, wenn wir uns dafür zur Verfügung stellen (wir wären bei unserem genialen Outfit ziemlich schnell ziemlich reich, wenn wir nur pro Gruppenbld 5€ verlangen würden). Besonders nett und dankbar ist ein koreanische Familie mit Mutter und Großmutter, die von Gustaaf formvollendet und offensiv in ein Gruppenbild hineingebeten wird.

Nach einer kurzen Essens- und Kinderpunschpause (ich kriege fast nix runter, will immer noch weiter spielen), kommt Tom mit dem Reserveschnee aus dem Auto an. Während ich mich dem Schnee widme, bespielen Zora und Gustaaf eine Boolerunde. Ich stelle mich mitten in die letzten Sonnenstrahlen, mir ist alles egal, ich greife mit vollen Händen in den Schneesack und lasse den Schnee über mir herabrieseln. Ich lasse mich von der Stimmung und der Musik (Milo von Fredrik) verzaubern, tanze mit den Schneeflocken und den Sonnenstrahlen ein himmlisches Duett. Minutenlang, gefühlte Stunden lang, bis der Schnee alle ist und die Sonne weg ist. Ein einziger, gelbgeschalter, älterer Zuschauer taucht am Rande meiner Wahrnehmung auf, er hält die ganze Zeit mit seinem Smartphone auf mich drauf. Er kümmert mich nicht.

Die ganze Zeit zieht es mich schon zur Mitte des Hofgarten, zum Dianatempel (Diana ist übrigens die Göttin der Jagd, des Mondes und der Geburt, Beschützerin der Frauen und Mädchen). Den entern wir, bauen die Musik auf und fangen an dem Platz entsprechend mit großen Schritten und Gebärden zu tanzen. Viele kommen vorbei, gucken zu, es ist wirklich ein Superort! Doch leider macht die USB-Box schlapp und wir verlieren uns im Kontakt mit zufälligen Passanten. Bezeichnend ist das Gespräch mit einem deutsch-französischen Musiker und seiner türkischen Freundin. Nettes Pärchen ohne Frage, aber ich spüre keinen Kontakt, der über Smalltalk hinausgeht. Wieso haben wir ihn nicht gefragt, ob er uns nicht etwas auf seinem Instrument vorspielen könnte?

Nett: Mit einer Dreiergruppe von Schulmädchen ein Gespräch über Tiere oder Verkleidungen(?), und ich frage die eine mit lustigen Ohren an der Mütze: Bist du ein Hase oder was? Da zieht sie mit einem Ruck ihr Mütze runter, es sind Löcher für die Augen drin, und da sieht sie original aus wie Batman. Aber ich war sowas von perplex…

Durch diese Auftritte wird mir immer klarer, was mir wirklich am Herzen liegt: Ich möchte etwas mit den Menschen teilen. Nicht irgendetwas, sondern eine geheime, innere Welt. Die Welt der schönen, erhebenden Gefühle; die Welt, die über das Materielle hinausgeht. Ich möchte meine Welt mit der der Menschen teilen und mich inspirieren lassen von deren Welt. Das geht am besten non-verbal mit Musik (deswegen der obige Satz), oder besser non-rational, denn Singen ist auch prima zum Teilen geeignet. Sich gemeinsam verzaubern lassen, gemeinsam die Fooling-Energie erwecken, die Zuschauer mit in diesem Kreis hineinziehen … das wäre es doch!

Ich spreche den ein oder anderen Passanten an, verschenke unsere sorgsam vorbereiteten Schnee-Streichholzschachteln mit einer kurzen Bemerkung a la „Garantie für weisse Weihnacht“ oder so, da es ist fast nicht stimmig für mich, eher schon die Bonbons für die Kinder. Auf dem Nachhauseweg sehen wir die Besucher eines Cafes und versuchen ihnen Bonbons durch das Glas zu geben oder Zuckerherzen auf die Hand zu streuen – es klappt nicht. Dann sehe ich eine Frau alleine am Tisch sitzen, sie macht einen traurigen Eindruck auf mich. Aus Scham traue ich mich einen Moment nicht sie durch die Scheibe anzuspielen. Doch dann hat sie mich schon gesehen und blüht auf, zückt schliesslich ihren Fotoapparat um den Moment festzuhalten. Ich bin dann genauso schnell wieder weg, wie ich da war, aber Gustaaf nimmt sich Zeit, um noch länger mit ihr das Scheibe-verhindert-Geben-Spiel zu spielen. Auf dem Nachhauseweg sage ich – den Handkarren mit den Weihnachtspaketen ziehend – jedem, der mir entgegenkommt, in einer Mischung aus wehleidig und trotzig: „Immer muss ich den Karren ziehen!“ Das bleibt fast – bis auf die wenigen Male, wo ich erkläre, dass wir dem Weihnachtsmann ausbeüxt sind, weil der uns Wichtel so ausbeutet, die einzige Reminiszenz an unsere Spielstory.

Zum Schluß nehmen wir noch einen Mann mit, der unter seinem Tannenbaum fast zusammenbricht, bzw. transportieren seinen Baum zu ihm nach Hause – wir haben denselben Weg. 🙂 Eine schöne Schlußpointe unseres Auftritts.

Zur Arbeit im Trio
Mir sind noch ein paar Gedanken zur Trioarbeit gekommen. Auf Station trennt sich ein Trio meistens auf, so dass oft ein Duo unterwegs ist und einer alleine. Zwischendurch wird dann wieder angedockt, eine Zeit lang als Trio gespielt, und dann geht es wieder weiter, und es können sich neue Konstellation ergeben. Das finde ich sehr bereichernd, weil ich manchmal besser alleine unterwegs sein kann und manchmal besser im Duo oder Trio. Der Vorteil, zu Dritt zu sein, ist die Möglichkeit auch einmal „Pause“ machen zu können, durchzuatmen, zu sich zu kommen, das ganze einmal von außen zu betrachten, was mir auch immer ganz wichtig ist. Was die Spielidee, die Geschichte angeht, die man transportieren möchte, sollte man sich zuerst einmal überlegen: Wofür braucht es eine Geschichte? Ist die Geschichte nur der Aufhänger, die Erlaubnis, in Kontakt treten zu können/dürfen? Ist die Geschichte wichtig zur Erreichung des Ziels? oder ist es „nur“ der Kitt, der das Trio sinnstiftend zusammenhält? M.E. kann ein Trio sehr gut funktionieren, wenn es um starke Top/Down-Geschichten geht, um starke rot-weiße Unterschiede. Da fallen mir spontan ein: 1 Herr – 2 Diener, 1 Prinzessin – 2 Verliebte, 1 König – 2 Gespielinnen, 1 Löwe – 2 Löwenbändiger, 1 Irrer – 2 Wärter, 1 Unruhestifter – 2 Aufpasser usw. Solche Situationen und solche Hierarchien kennt jeder, damit kann jeder was anfangen, die sind immer klar – egal in was für einer Situation man ist. Da hat man sehr viel Stoff zu Verfügung, der zudem noch den Vorteil hat, dass er von innen heraus, aus den Archetypen, genährt werden kann.




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