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Kurs „Clown und Tod“

Unverändert: Ich stelle immer wieder fest, dass – wie Goethe schon sagte – Reisen bildet. Die Reise kommt dabei oft zu mir geflogen und ich folge intuitiv. Am Morgen, kurz vor dem Aufbruch dann immer der Gedanke: „Warum tust du dir das an?“ Und am Abend, kurz nach der Ankunft: „Ja! Das war eine wichtige Erfahrung.“ Es tut mir gut, aus meiner Blase herauszukommen, aus der heilen Ehe-, Münster- und Ego-Welt. So auch bei meinem Kopenhagen-Wochenende, wo ich auf einem Konzert von Caecilie Norby war, die ich im Film Die Jagd nach dem Nierenstein kennen und lieben gelernt hatte.


Caecilie Norby: „In Großvaters Herz bin ich nie gestorben.“

Auf der Rückfahrt dann eine Email: Es gibt noch Restplätze für das Seminar Clown und Tod mit Miriam Brenner! Ein schneller Check, ob es für mich überhaupt machbar ist. Es findet in Offenbach statt, da kommt man gut mit der Bahn hin, check. Ich habe an diesem Wochenende keine Termine, check. Es ist einfach mein Thema, some opportunities only come once, seize them, check. Ich sage mit einem guten Gefühl zu, das sich noch erheblich steigert, als ich auf der Webseite von Miriam einen Artikel zu ihrer Hospizarbeit (pdf) finde. Sie macht diese Arbeit seit 16(!) Jahren und sie schreibt von „im Hier und Jetzt wirklich da zu sein mit sperrangelweit-offenem Herzen.“ Das ist es! Beides berührt mich, da will ich auch hin, das spricht mich total an. Treffer! Zudem muss ich sofort an den Anspruch von Maulana Jamaluddin Rumi über das ‚Knarren der Paradiestore‘ denken (der Othodoxe denkt, sie gehen zu, der Sufi denkt, sie gehen auf).
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Workshop „Humor für Bibliothekare“

Eigentlich heißt der Workshop ganz anders und eigentlich geht es erst um 10 Uhr los, doch die ersten Teilnehmer*innen (es gibt tatsächlich einen Teilnehmer) sitzen bereits seit kurz nach Neun im liebevoll aufgebauten Stuhlkreis oder haben sich einen ersten Kaffee eingeschenkt oder stehen sinnierend und noch etwas scheu am Fenster – das wird sich schnell ändern! Ich bin noch am organisieren, die Bühne aufbauen und Material schleppen und muß kurz schlucken, als ich kurz vor zehn in einen fast vollen Raum komme.

Wir sind zu zweit: Ute Becker und meine Wenigkeit. Ute war eine meiner wichtigsten Lehrerinnen in der Anfangszeit. Bei ihr lernte ich das authentische Spielen und entdeckte die Wahrheit, mit nichts anderem auf der Bühne zu sein als man selber. Der Satz, mit dem sie mich damals flashte, lautete: „Geh’ mit Nichts auf die Bühne.“ Man kann keine gute Clownslehrerin und kein guter Clownslehrer sein, ohne an dem Menschen interessiert zu sein. Alle meine Clownslehrer haben immer extrem ganzheitlich, empathisch und wertschätzend gearbeitet – Ute ist dafür ein Paradebeispiel.

Wir starten ganz traditionell mit einer Einführungsrunde (die Alternative wäre eine körperliche oder gedankliche Einstimmung à la Peter Paul gewesen) und jeder erzählt was zu sich, und ich mache mir fleißig Notizen – es kommen einige schöne und ausdrucksstarke Sätze zusammen, mit denen wir nachher weiterarbeiten können.

– „Ich muss Sachen verkaufen doch keiner will hören!“
– „Ich muss immer eine Sache beiseite schieben und zur nächsten eilen.“
– „Ich bin der Guru in unserer Abteilung und müsste schon goldene Löffel klauen…“
– „Ich halte einen Vortrag vor 60 Leuten und keiner hört zu 🙁 “
– „Ich muss mich für einen Umzug rüsten.“

Bei meiner eigenen Vorstellung verhaspele mich, weil ich mir nichts zu mir selber zurecht gelegt habe und das Ende nicht finde. Vor lauter Nervosität vergesse ich zu erzählen, was ich in der Bibliothek mache 🙁


Bruno ganz aufgeregt vor dem Seminarraum

Ute erläutert die Figur des Clowns auf der Flipchart – super, berührend und ganz existenziell. Ich bewundere ihre Authentizität, sie hat unglaublich viel Wissen und schöpft aus zig Jahren Erfahrung. Ich behaupte mal, dass es zur Zeit keine bessere Fortbildung zu diesem Thema in NRW gibt (und für Bibliothekare nicht in Deutschland und nicht in der Welt und nirgends sonst ;-)))

Dann leite ich den Begrüssungskreis im Stehen und überlege für einen Moment, es wie Moshe zu machen, verwerfe es dann aber. Erden, Atmen und Humor in jede Situation einladen würde auch hier gut passen, aber es erscheint mir zu früh (für die Teilnehmer und für mich). Wir stellen uns mit einer Bewegung und unserem Namen vor – das klappt prima, alle machen mit, allen fällt was ein, und alle haben Spaß beim Nachmachen.

Danach laufen wir durch den Raum: Ute bereitet es gut vor, mit Erden und Spüren. Der Raum ist zu groß für 10 Personen, es gibt eigentlich zu wenig Begegnungen (was besonders bei den Begegnungen beim übertriebenem Gang deutlich wird). Ute schiebt spontan das Gestaltgebet ein, wir sind sehr gut in der Zeit, und es paßt gut.

Bei der 1-2-3-Skulptur-Übung an gibt zwei Dreier- und eine Vierergruppe. Ich mache es mit Ute und einer Teilnehmerin vor. Ich habe Freude, die Gruppen genau zu beobachten und lasse es lange laufen, es entstehen sehr schöne Bilder und die Skulpturen beeindrucken mich durch Kreativität und Spielwitz. Wir kommen schnell durch und machen eine frühe Kaffeepause, während der sich die Teilnehmer – was denn sonst – um die ausgelegten Bücher drängen.

Nach der Pause mobilisiert die geniale AuJa!-Übung die Energien für die Reise ins Innere Kind. Unter ruhiger Musik leitet Ute die Teilnehmerinnen an, sich auf eine Geburtsreise aus einem Ei zu einem undefinierten Wesen, das die Welt wie ein Kind erkundet: alles ist neu, unbekannt, und wird erforscht. Jeder bekommt eine Clownsnase und schließlich entdeckt man auch die anderen „Wesen“. Schnell kommen alle ins Spiel, es bilden sich Gruppen, die den Auftrag erhalten, die Welt gemeinsam zu erkunden. Aber von wegen „erkunden“ – Es wird stattdessen frei drauf los gespielt! Das macht sehr viel Spaß und fast alle sagen nachher, dass sie sich in einem freien Spielfluss befunden hätten, ohne Nachdenken über den nächsten Schritt, eins ergab sich automatisch aus dem anderen. Manche staunten da über sich selber, da sie sonst immer genau nachdachten, bevor sie etwas machen.

Zwei, dreien dauerte die „Geburt“ zu lange, sie konnten sich nicht reinfinden oder nichts mit dem inneren Wesen anfangen. Dann ist noch erstaunlich viel Zeit bis zum Mittagessen, so dass wir eine Feedback-Runde zwischen schalten, was gerne und ausgiebig genutzt wird.

Nach dem Mittagessen geht mit einem Überraschungschor wieder los: Die Bühne war schon aufgebaut, jetzt kommen Stühle für das Publikum dazu. Die erste Gruppe geht vor die Tür und bekommt die Instruktion „Bruder Jakob“ auf einem Chorwettbewerb zu singen, kurz vorher hätten sie aber im Lotto gewonnen. Entsprechend schwungvoll tritt der Chor auf! Dann neue Instruktion: jetzt ist kurz vor dem Auftritt das Chormaskottchen, ein Meerschweinchen gestorben. Es wird zum Heulen… Die Zuschauer dürfen die jeweils zugrundeliegende Emotion erraten. Dann wird gewechselt und die Zuschauer können sich nun profilieren. Zuerst singen wir wütend und lustlos, weil die Jury korrupt ist und sich bereits für einen Gewinner entschieden hat, dann haben wir kurz vor dem Auftritt ein Aphrodisiakum im Imbiss gehabt … Alle haben Spaß dabei. Ganz erstaunlich ist, wie bisher zurückhaltende Teilnehmer aus sich herausgehen und sich auf der Bühne präsentieren.

Jetzt tun sich die Teilnehmer zu zweit zusammen. Einer bekommt einen Hut, der andere soll ihn klauen. Nach diesen parallel laufenden „Vorübungen“ geht es auf die Bühne. Ich bin gespannt, ob sich die Qualität dort wiederholen lässt oder die unerfahrenen Teilnehmer angesichts des Publikums verkrampfen. Doch weit gefehlt – es entstehen intensive und teils brilliante Spiele. Kein Duo wiederholt sklavisch die Vorübung, es werden neue Wendungen ausprobiert und es wird flexibel auf neue Impulse reagiert. Die Bandbreite der Emotionen reicht dabei von Chaplinesker Leichtigkeit bis zu tiefer Verzweiflung.

Nach einer wohlverdienten Pause, da alle durch dieses intensive Spiel erschöpft sind, starten wir mit den Bibliotheksszenen. Als erstes gibt es ein Verkaufsgespräch der besonderen Art: Eine Teilnehmerin muss zwei Dinge an den Mann bringen, eins, das sie begeistert, und eins, das sie nicht interessiert. Die Käufer wurden zuvor instruiert, das begeisternde Produkt nicht haben zu wollen, stattdessen das uninteressante Produkt unbedingt haben zu wollen 🙂 Es entspannt sich eine spannende Auseinandersetzung ohne „happy end“, da keine Seite bereit ist, von ihren Instruktionen zu lassen. In der anschließenden Feedbackrunde wird deutlich, dass Clownsqualitäten wie Offenheit, Neugier und ‚Dinge anders sehen‘ helfen können, nicht mehr aneinander vorbei zu reden. Eine weitere, intensive Bibliotheksszene mit anschließender Feedbackrunde beschließt den Workshop.

Clowns-Workshop für Kinder


Geschafft!

Dem Musikfestival in der Eifel, auf dem ich schon oft als Clown Bruno aufgetreten bin, geht ein Sommercamp mit einem vielfältigen Programm voraus. Der von mir angebotene, zweitägige Clowns-Workshop für Kinder war einer der wenigen Programmpunkte ausschließlich für Kinder und dementsprechend war jedermann hochgradig elektrisiert – die Kinder, weil sie hofften, dass der Clown nur für sie da sein würde, und die Eltern, weil sie hofften, dass ihre Kinder in dieser Zeit sinnvoll beschäftigt und betreut waren. 😀


Clowns-Warmup á la Moshe

Workshop Dienstag
Ich hatte mir im Vorfeld wertvollen Rat und Hilfe bei zwei professionellen Clowninnen geholt, die Ferien- und Zirkusprogramme für Kinder anbieten, und ein entsprechend anspruchsvolles Konzept ausgearbeitet 😉 Der Plan war eine Namensrunde, Clowns-Warmup á la Moshe (Humor injizieren), Gehen mit diversen Übungen, Begrüßung per Handschlag, wie bei den Eskimos, wie in Brasilien, Auja, Gromolo, Gefühlsquadrat, Skulptur 1-2-3, Skulptur sitzen-stehen-liegen, Im Kreis auf den Knien des anderen sitzen, Quak-Enten suchen einen Ausweg, Clownsverabschiedung á la Hilde. Angesichts der Vorgaben des Veranstalters (keine Altersbeschränkung, Mehrsprachigkeit, der Übungsraum war eine Wiese im Innenhof) ganz schön gewagt. Aber – Right Time, Right Place, Right People – alles stellte sich als (sehr) stimmig, (durchaus) machbar und (highly) inspirierend heraus. Aber der Reihe nach:

  1. Mit einem Metermaß und einem Stoffband wurde ein Rechteck von vielleicht 8mx5m abgetrennt. Dieser Raum wurde in der Folge gut genutzt und von internen und externen akzeptiert.
  2. Bei der Vorstellungsrunde fand ich es total faszinierend, dass – obwohl es gut 15 Kinder waren – sie alle ganz brav und geduldig gestanden und gewartet haben, bis sie dran waren. Und alle haben sie es fertig gekriegt (mit Übersetzerin), ihren Namen zu sagen, ihr Alter (zw. 6 und 12) und wo sie her kommen, selbst wenn sie nur Englisch konnten oder Spanisch. Und dann die Internationalität! Aus dem Jemen, aus Pakistan, aus Deutschland, Spanien, Chile, Holland, Türkei usw.
  3. Gefühlsviereck, wir stellen uns alle in ein Feld und starten mit Trauer. Ich bin dabei und versuche den Kindern zu zeigen, wie das geht, und steigere mich da rein – es macht mir einen Riesenspass und den Kindern auch. Dann in das Feld Freude: wir haben alle im Lotto gewonnen! Dann Ärger – das inspiriert vor allem die Jungs. Ich mache wieder mit und benutze ich die gleichen Situationen wie bei traurig und freudig (um den Kindern zu zeigen, dass man ein und dieselbe Situation so und so interpretieren und für alle drei Gefühle nutzen kann). Bei Feld vier frage ich die Kinder, was für ein Gefühl sie noch spielen wollen. Es kommt: sich lieb haben, Zorn, happy sein – das hatten wir alles schon, erkläre ich und nehme dann den Vorschlag mutig sein.
  4. Dann stolpern wir in die Auja-Übung, irgendwie entwickelt sich das aus dem Gehen und die Kinder werden sehr kreativ (s.u.).
  5. Zu Klatschen im Kreis (Zoom!), Skulptur, Sitzkreis, Quak-Enten kommen wir nicht, Gromolo verstehen sie nicht auf die Schnelle und Psychotonus und Traumreise habe ich gestrichen.
  6. Zum Schluss wählen sich fast alle einen Clownsnamen, bekommen von mir eine rote (oder blaue) Nase gemalt, stellen sich auf der Bühne mit Namen vor und gehen ab – Applaus! Damit will ich den Workshop schon enden lassen, aber alle drängen noch auf einen Auftritt – ok…
  7. Clownin Zizis‘ startet: Setzt sich mit der Trommel mitten auf die Bühne und trommelt selbstversunken und authentisch vor sich hin. Dann der nächste. Wir haben aber keinen Vorhang. Zizi bietet sich spontan an, den Vorhang zu machen und stellt sich mit erhobenen Händen vor den Nächsten auf (und Vorhang auf mit Abgang!). Clown Süß kommt und rennt wie ein Irrer mit dem Laufwagen bis zur Küche und wieder zurück, ohne auf den Vorhang zu warten. Clown Lucio schnappt sich die beiden anderen Jungs und sie treten als Trio auf! Rennen und purzeln zwar nur wild durcheinander, aber sie haben doch einen Bezug zueinander. Dann mache ich den Vorhang, weil Zizi nochmal auf die Bühne will.
  8. Die Kinder brachten sehr viel Eigeninitiative mit herein: das Reiterspiel, Gefühle, Laufen, Schubkarre fahren, Auftritt zu dritt, Vorhang, Einwickeln der Spielleiter mit dem Wollknäuel.
  9. Die Disziplin war ausgezeichnet, ich war sehr positiv überrascht, sobald ich deutlich oder etwas lauter wurde, haben die Kinder sofort reagiert, bei der Jungensbande reichte eine zweite oder dritte kurze Ansprache.
  10. Die Kindergärtnerin Clownin Nemo war eine super Hilfe, nicht nur, da sie einige der Übungen kannte und spanisch spricht. Es ist generell unschätzbar, wenn noch ein Erwachsener dabei ist, der übersetzt, die Kinder mit bändigt, der einem rückmeldet, was zu viel (verlangt) ist (Eskimo-Gruß mit Nasen aneinander reiben) – der einem einfach das Gefühl gibt, nicht alleine zu sein!


Begrüßungsrunde

Workshop Mittwoch
Am nächsten Tag ist der Himmel verhangen und zeitweise regnet es, so dass wir in einen großen Innenraum wechseln. Die jetzt bereits erfahrenen Clowns sollen für die Bühne fit gemacht werden und da eignet sich ein abgeschlossener Raum besser als eine nach allen Seiten offene Wiese. Ich überlege: Was wollten die Kinder am meisten? -> Schminken und Clownsnase. Zusätzlich Verkleidung wäre toll. Ich bereite alles vor, nehme mir aber vor, die Übungen nicht mehr selber mitzumachen. Das hat mich gestern ziemlich geschlaucht und ich habe nicht so viel von den anderen mitbekommen. Es sind drei neue Kinder dabei, leider fehlt Clownin Zizi und Clownin Regenbogen lässt sich nur kurz blicken. Wir fangen wieder bei den Aufwärmübungen an, durchlaufen aber alles etwas schneller. Bei der Begrüßung können schon die bekannten Clownsnamen genannt werden, anschließend atmen wir einmal mit geschlossenen Augen durch und folgen ansonsten Moshe. Man kann nun auch das Gehen als Cowboy oder Schauspielerin ausprobieren, als Drittes fällt den Kindern nichts ein, ich schlage dann „Clown“ vor („Tiger“ war mir zu heiß, ein selbst gewähltes Tier hätte aber auch sein können). Dann wollen sie unbedingt wieder das Gefühlsquadrat machen, das hatte ihnen gestern wohl gut gefallen. Ein besonders Mutiger 😉 will unbedingt mit Ärger anfangen, er hatte da schon seinen Plan, was er auch bei der Begrüßung schon durch seine Geste (Hand an Hals) zeigte. Beim traurig sein gehe ich rein, um die Intensität zu erhöhen. Es funktioniert sehr gut, wir steigern uns da total rein, so dass spüre, wie viel Spaß es macht, das auszureizen und richtig richtig traurig zu sein. Bei Freude sind wir dann schon ausgepowert und stellen fest, dass Freude richtig anstrengend ist. Bei Ärger ist gerade die kleinste eine Offenbarung. Clownin Lilly geht da in die Vollen und stampft auf den Boden: Wie ungerecht alles ist, und dass ihr Bruder ihr Spielzeug kaputt gemacht hat! Clown Es will sofort kämpfen, Ich töte dich! Das vierte Gefühl Neugierig stößt dann schon auf weniger Interesse. Zum Schluss mache ich den Kinder den Wechsel der Gefühle vor und gehe dazu ins jeweilige Quadrat.

Dann zeige ich mit Nemo und Alfi den Kindern die Skulpturübung 1-2-3. Wir bilden drei Gruppen: Nemo mit 2 Kindern, Alfi mit 2 und ich mit den drei Jungs. Ich habe Zeit, nach den anderen Gruppen zu schauen, es sieht sehr schön aus. Danach präpariere ich die Schlag-für-Schlag-Übung (mit riesigem Erwachsenenabstand zwischen den Spielpositionen, Alfi korrigiert mich), verteile die Nasen (Nemo wird zum Nasendoktor ernannt, leider passen nicht allen alle Nasen) und stelle es mit Alfi vor. Gedanke: Kinder brauchen kaum Warmup für ihren inneren Spieler (wie Erwachsene), aber viel Hinleitung zum strukturierten, kontaktbasierten Spielen. Sie stehen seltsam bezugslos neben dem Partner und sagen seltsam gefühllos Texte auf á la: Ich habe morgen Geburtstag. Ich habe in einem Monat Geburtstag. Ich fahre morgen in Urlaub. Ich komme aus Berlin…

Dann bauen wir endlich die Bühne auf. Zuerst habe ich die Idee, dass sich jeder einen Hut / eine Verkleidung hinter der Bühne holt, aber das wird nichts. Ich lege einen Hut auf die Bühne, der zuerst geht, nimmt sich ihn. Das führt zu einiger Verwirrung unter den Kindern. Jeder denkt, er bekommt einen eigenen Hut. Der Hut des Partners wird nicht als freie Requisite wahrgenommen, usw. Dem letzten Paar stelle ich ein Polizei-Bobbycar hin (s. Bildergallerie unten).

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Humor in der Bibliothek

Bei der Jahrestagung der AGMB in Oldenburg hatte ich mutigerweise einen Workshop angeboten: Humor in der Bibliothek. Und glaubt mir: So viel geplant und gemacht hatte ich vorher noch nie für einen Kurs! Es war ja auch eine Premiere (und mutig, Humor ausgerechnet in die Bibliothek zu bringen, wie mir einige bestätigten). Den bekannten Blondinnenwitz über die Bibliothek findet ihr hier.

Längerer, intensiver Abschlusskreis mit durchweg positivem Feedback, ich schwebe und bringe noch mal meine positive Wertschätzung zum Ausdruck, und dass ich viel gelernt habe. Dann stelle ich eine Kiste mit roten Nasen in die Mitte zum Mitnehmen und wünsche mir zum Schluß, dass wir ein Gruppenbild machen.


Ankündigungstext
Bei der Arbeit kommt es immer wieder zu Begegnungen mit Benutzern und Mitarbeitern, die ein unbefriedigendes Gefühl hinterlassen. Sei es, dass man schlagfertiger sein wollte. Sei es, dass man klarer sein wollte. Oft landet man bei den immer gleichen Dialogen und Emotionen. Humor bietet eine Möglichkeit, ‚konfliktträchtige‘ Situationen aus einem anderen Blickwinkel zu sehen: Vielleicht ist es ja gar kein Konflikt, sondern eine Einladung zum Spiel? Wie Karl Valentin schon sagte: „Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative und eine komische.“ Mit Übungen aus dem Clowns- und Improvisationstheater wollen wir unseren Humor und unseren inneren Spieler einladen, sich zu zeigen. Die Bühne bietet dabei einen geschützten Raum, um spielerisch mit eigenem Verhalten zu experimentieren und um absichtslos überraschende Lösungen zu finden.

Mein erstes Clowns-Seminar, das ich selber gegeben habe

Mein erstes „eigenes“ Clowns-Seminar, das ich selber leite, wird in 90 Minuten starten. Ich war schon seit Monaten ziemlich aufgeregt gewesen, nun herrscht allerdings organisatorische Betriebssamkeit vor, es gibt noch einiges zu regeln. Es läuft alles ganz gut, der Raum ist schon nett hergerichtet, die letzten Matrazen werden schnell weggeräumt, es gibt sogar Stühle und einen Schlüssel zum Abschliessen, damit uns keiner stört. Doch jetzt verzögert sich das Ende der vorherigen Veranstaltungsblocks, so dass ich kurzerhand die Anfangszeit auf 13:15 verschiebe, dann wird es aber doch 13:30.

Feli aus Kamp-Lintfort ist die erste Teilnehmerin, dann trudelt Alfi, ein in klassischer indischer Musik ausgebildeter Niederländer aus Amsterdam, und schliesslich komplettieren mit Ali, Ahi und Dai drei Jungs aus der Nachbarschaft die Runde – zwei Brüder und ein Freund, 15 bis 17 Jahre alt. Ich freue mich, dass sie mitmachen, sonst wären es doch arg wenig gewesen. So sind wir zumindest zu sechst und können bei den Übungen zwei Dreiergruppen bilden, und auch bei den Duos kommt es gut aus.

Nach der Einführungsrunde im Sitzen stellen wir uns im Stehen (Bodenkontakt, Atmung, Hände reiben, Augen öffnen, Humor injizieren …) mit einer Bewegung vor, die alle nachmachen müssen. Dann folgen einige Körperübungen um an- und ins Spiel zu kommen. Klatschen im Kreis, mit Richtungswechsel. Gehen, immer schneller, dann wieder langsamer und schliesslich in Zeitlupe. Dann die Gemüseübung und zwei Ballon mit vollem Körpereinsatz in der Luft halten. Das macht Spaß und kommt gut an!

Da jetzt alle so aktiv und wach sind, ziehe ich nun die beiden Technikübungen ABC (einer muß sitzen – einer stehen – einer liegen) und 123 (Andocken, Einfrieren, Spüren, Abdocken, Gucken, wieder neu Andocken) vor. ABC ist gut für das Spüren von Impulsen und aufeinander zu achten. 123 ist gut für das Gruppengefühl und das Einschwingen in das Gruppenfeld. Immer wieder entstehen witzige Gebilde und es wird viel gelacht, das kommt sehr gut an – ich bin in dieser Phase (aber auch später) mehr Spieler als Leiter und kriege weniger mit als ich eigentlich sollte… Das Gestalt-Gebet, das ich unbedingt vor der Bühne noch machen wollte, lasse ich aus, da es mir für die Jungendlichen, die sowieso schon vor lauter Witzigkeit mit den Hufen scharren, als zu tiefsinnig erscheint.

Dann gehe ich aber doch das Risiko ein und machen die Traumreise: Gehe aus der Stadt raus. Lege dich auf die Wiese. Jemand wird dir ein Geschenk geben. Betastet es und spürt, was es ist. Dann öffnet die Augen und erkundet den Raum. Seht alles zum ersten Mal wie ein neugeborenes Kind. Zunächst alleine. Dann seht ihr den anderen, später könnt ihr auch langsam in Kontakt gehen. Bitte die ganze Zeit nicht sprechen.

Die Jungs sprechen doch, sie sind kaum zu bremsen! Ich mache die Traumreise deshalb ziemlich zügig und wechsele rasch zum Bühnenaufbau und zu Schritt für Schritt, wo jeder 2x drankommt. Anschliessend folgen Duos mit Requisite, auch hier kommt jeder mindestens 2x dran. Vorher hatte ich mir noch Sorgen gemacht, ob ich auch die richtige Musik auswähle und ob die Spiele auch rechtzeitig beendet werden. Das ist jetzt überhaupt kein Thema mehr: Musik wird keine gebraucht, und die Duos finden selber den Moment für das Ende. Überhaupt ist es schön zu sehen, wie die Nase alle Teilnehmer verändert, wie selbständig und rücksichtsvoll die Duopartner miteinander umgehen, und welche schönen Spielideen kreiert und ausgespielt werden.

Für mich ist es ein rundum gelungener Einstand und auch die Rückmeldungen aus der Schlußrunde bestärken mich in dem Eindruck, dass ich hier keinen überfordert oder Eulen nach Athen getragen habe, sondern das alle ihren Spass hatten und einige sicher noch mehr für sich persönlich mitnehmen werden. Zu guterletzt bekomme ich noch ein Riesenkompliment von Feli (das ich aber schon wieder vergessen habe, es ging irgendwie darum, „den eigenen Clown rauslassen zu dürfen“).