Clowns-Workshop für Kinder


Geschafft!

Dem Musikfestival in der Eifel, auf dem ich schon oft als Clown Bruno aufgetreten bin, geht ein Sommercamp mit einem vielfältigen Programm voraus. Der von mir angebotene, zweitägige Clowns-Workshop für Kinder war einer der wenigen Programmpunkte ausschließlich für Kinder und dementsprechend war jedermann hochgradig elektrisiert – die Kinder, weil sie hofften, dass der Clown nur für sie da sein würde, und die Eltern, weil sie hofften, dass ihre Kinder in dieser Zeit sinnvoll beschäftigt und betreut waren. 😀


Clowns-Warmup á la Moshe

Workshop Dienstag
Ich hatte mir im Vorfeld wertvollen Rat und Hilfe bei zwei professionellen Clowninnen geholt, die Ferien- und Zirkusprogramme für Kinder anbieten, und ein entsprechend anspruchsvolles Konzept ausgearbeitet 😉 Der Plan war eine Namensrunde, Clowns-Warmup á la Moshe (Humor injizieren), Gehen mit diversen Übungen, Begrüßung per Handschlag, wie bei den Eskimos, wie in Brasilien, Auja, Gromolo, Gefühlsquadrat, Skulptur 1-2-3, Skulptur sitzen-stehen-liegen, Im Kreis auf den Knien des anderen sitzen, Quak-Enten suchen einen Ausweg, Clownsverabschiedung á la Hilde. Angesichts der Vorgaben des Veranstalters (keine Altersbeschränkung, Mehrsprachigkeit, der Übungsraum war eine Wiese im Innenhof) ganz schön gewagt. Aber – Right Time, Right Place, Right People – alles stellte sich als (sehr) stimmig, (durchaus) machbar und (highly) inspirierend heraus. Aber der Reihe nach:

  1. Mit einem Metermaß und einem Stoffband wurde ein Rechteck von vielleicht 8mx5m abgetrennt. Dieser Raum wurde in der Folge gut genutzt und von internen und externen akzeptiert.
  2. Bei der Vorstellungsrunde fand ich es total faszinierend, dass – obwohl es gut 15 Kinder waren – sie alle ganz brav und geduldig gestanden und gewartet haben, bis sie dran waren. Und alle haben sie es fertig gekriegt (mit Übersetzerin), ihren Namen zu sagen, ihr Alter (zw. 6 und 12) und wo sie her kommen, selbst wenn sie nur Englisch konnten oder Spanisch. Und dann die Internationalität! Aus dem Jemen, aus Pakistan, aus Deutschland, Spanien, Chile, Holland, Türkei usw.
  3. Gefühlsviereck, wir stellen uns alle in ein Feld und starten mit Trauer. Ich bin dabei und versuche den Kindern zu zeigen, wie das geht, und steigere mich da rein – es macht mir einen Riesenspass und den Kindern auch. Dann in das Feld Freude: wir haben alle im Lotto gewonnen! Dann Ärger – das inspiriert vor allem die Jungs. Ich mache wieder mit und benutze ich die gleichen Situationen wie bei traurig und freudig (um den Kindern zu zeigen, dass man ein und dieselbe Situation so und so interpretieren und für alle drei Gefühle nutzen kann). Bei Feld vier frage ich die Kinder, was für ein Gefühl sie noch spielen wollen. Es kommt: sich lieb haben, Zorn, happy sein – das hatten wir alles schon, erkläre ich und nehme dann den Vorschlag mutig sein.
  4. Dann stolpern wir in die Auja-Übung, irgendwie entwickelt sich das aus dem Gehen und die Kinder werden sehr kreativ (s.u.).
  5. Zu Klatschen im Kreis (Zoom!), Skulptur, Sitzkreis, Quak-Enten kommen wir nicht, Gromolo verstehen sie nicht auf die Schnelle und Psychotonus und Traumreise habe ich gestrichen.
  6. Zum Schluss wählen sich fast alle einen Clownsnamen, bekommen von mir eine rote (oder blaue) Nase gemalt, stellen sich auf der Bühne mit Namen vor und gehen ab – Applaus! Damit will ich den Workshop schon enden lassen, aber alle drängen noch auf einen Auftritt – ok…
  7. Clownin Zizis‘ startet: Setzt sich mit der Trommel mitten auf die Bühne und trommelt selbstversunken und authentisch vor sich hin. Dann der nächste. Wir haben aber keinen Vorhang. Zizi bietet sich spontan an, den Vorhang zu machen und stellt sich mit erhobenen Händen vor den Nächsten auf (und Vorhang auf mit Abgang!). Clown Süß kommt und rennt wie ein Irrer mit dem Laufwagen bis zur Küche und wieder zurück, ohne auf den Vorhang zu warten. Clown Lucio schnappt sich die beiden anderen Jungs und sie treten als Trio auf! Rennen und purzeln zwar nur wild durcheinander, aber sie haben doch einen Bezug zueinander. Dann mache ich den Vorhang, weil Zizi nochmal auf die Bühne will.
  8. Die Kinder brachten sehr viel Eigeninitiative mit herein: das Reiterspiel, Gefühle, Laufen, Schubkarre fahren, Auftritt zu dritt, Vorhang, Einwickeln der Spielleiter mit dem Wollknäuel.
  9. Die Disziplin war ausgezeichnet, ich war sehr positiv überrascht, sobald ich deutlich oder etwas lauter wurde, haben die Kinder sofort reagiert, bei der Jungensbande reichte eine zweite oder dritte kurze Ansprache.
  10. Die Kindergärtnerin Clownin Nemo war eine super Hilfe, nicht nur, da sie einige der Übungen kannte und spanisch spricht. Es ist generell unschätzbar, wenn noch ein Erwachsener dabei ist, der übersetzt, die Kinder mit bändigt, der einem rückmeldet, was zu viel (verlangt) ist (Eskimo-Gruß mit Nasen aneinander reiben) – der einem einfach das Gefühl gibt, nicht alleine zu sein!


Begrüßungsrunde

Workshop Mittwoch
Am nächsten Tag ist der Himmel verhangen und zeitweise regnet es, so dass wir in einen großen Innenraum wechseln. Die jetzt bereits erfahrenen Clowns sollen für die Bühne fit gemacht werden und da eignet sich ein abgeschlossener Raum besser als eine nach allen Seiten offene Wiese. Ich überlege: Was wollten die Kinder am meisten? -> Schminken und Clownsnase. Zusätzlich Verkleidung wäre toll. Ich bereite alles vor, nehme mir aber vor, die Übungen nicht mehr selber mitzumachen. Das hat mich gestern ziemlich geschlaucht und ich habe nicht so viel von den anderen mitbekommen. Es sind drei neue Kinder dabei, leider fehlt Clownin Zizi und Clownin Regenbogen lässt sich nur kurz blicken. Wir fangen wieder bei den Aufwärmübungen an, durchlaufen aber alles etwas schneller. Bei der Begrüßung können schon die bekannten Clownsnamen genannt werden, anschließend atmen wir einmal mit geschlossenen Augen durch und folgen ansonsten Moshe. Man kann nun auch das Gehen als Cowboy oder Schauspielerin ausprobieren, als Drittes fällt den Kindern nichts ein, ich schlage dann „Clown“ vor („Tiger“ war mir zu heiß, ein selbst gewähltes Tier hätte aber auch sein können). Dann wollen sie unbedingt wieder das Gefühlsquadrat machen, das hatte ihnen gestern wohl gut gefallen. Ein besonders Mutiger 😉 will unbedingt mit Ärger anfangen, er hatte da schon seinen Plan, was er auch bei der Begrüßung schon durch seine Geste (Hand an Hals) zeigte. Beim traurig sein gehe ich rein, um die Intensität zu erhöhen. Es funktioniert sehr gut, wir steigern uns da total rein, so dass spüre, wie viel Spaß es macht, das auszureizen und richtig richtig traurig zu sein. Bei Freude sind wir dann schon ausgepowert und stellen fest, dass Freude richtig anstrengend ist. Bei Ärger ist gerade die kleinste eine Offenbarung. Clownin Lilly geht da in die Vollen und stampft auf den Boden: Wie ungerecht alles ist, und dass ihr Bruder ihr Spielzeug kaputt gemacht hat! Clown Es will sofort kämpfen, Ich töte dich! Das vierte Gefühl Neugierig stößt dann schon auf weniger Interesse. Zum Schluss mache ich den Kinder den Wechsel der Gefühle vor und gehe dazu ins jeweilige Quadrat.

Dann zeige ich mit Nemo und Alfi den Kindern die Skulpturübung 1-2-3. Wir bilden drei Gruppen: Nemo mit 2 Kindern, Alfi mit 2 und ich mit den drei Jungs. Ich habe Zeit, nach den anderen Gruppen zu schauen, es sieht sehr schön aus. Danach präpariere ich die Schlag-für-Schlag-Übung (mit riesigem Erwachsenenabstand zwischen den Spielpositionen, Alfi korrigiert mich), verteile die Nasen (Nemo wird zum Nasendoktor ernannt, leider passen nicht allen alle Nasen) und stelle es mit Alfi vor. Gedanke: Kinder brauchen kaum Warmup für ihren inneren Spieler (wie Erwachsene), aber viel Hinleitung zum strukturierten, kontaktbasierten Spielen. Sie stehen seltsam bezugslos neben dem Partner und sagen seltsam gefühllos Texte auf á la: Ich habe morgen Geburtstag. Ich habe in einem Monat Geburtstag. Ich fahre morgen in Urlaub. Ich komme aus Berlin…

Dann bauen wir endlich die Bühne auf. Zuerst habe ich die Idee, dass sich jeder einen Hut / eine Verkleidung hinter der Bühne holt, aber das wird nichts. Ich lege einen Hut auf die Bühne, der zuerst geht, nimmt sich ihn. Das führt zu einiger Verwirrung unter den Kindern. Jeder denkt, er bekommt einen eigenen Hut. Der Hut des Partners wird nicht als freie Requisite wahrgenommen, usw. Dem letzten Paar stelle ich ein Polizei-Bobbycar hin (s. Bildergallerie unten).

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