Im Heim für Blinde Frauen

Heute feiern Alex und Bruno mit den Bewohnerinnen des Heims für blinde Frauen Ostern. Alex kommt mit blauem Fahrrad und einer passenden – Kopfbedeckung! Ich habe schon immer gewußt, dass der ein verrücktes Huhn ist… Ich kenne die Leiterin von einem gemeinsamen Auftritt in Landshut, bin entspannt und schminke mich wie gewohnt obwohl ich mich zwischendurch frage, wieviel die Frauen von mir sehen können. Im großen Park mitten in Neuhausen pflücke ich dann noch eine handverlesene rote Tulpe für meinen Hut. Wieder im Flur stimme ich meine Ukulele an zu Bob Marleys No woman, no cry: I remember in the winthir street, in the bavarian area in München. usw
Dann geht es los, Clowns go marching in singend in den ersten Frühstücksraum. Eine liebe Pflegerin begeleitet uns und sammelt die (Gummi)Eier ein, die wir beim Jonglieren verlieren. Auf demselben Flur besuchen wir dann Frau D., eine ältere Dame mit spanischem Nachnamen, und Alex lässt es sich nicht nehmen, ein spanisches Lied für sie anzustimmen. Sie freut sich riesig und teilt ihre Freude mit uns. Ich nehme ihre Hand und bestaune die Fotobettdecke mit Bildern ihrer erwachsenen Kinder. Im ersten Stock warten schon an die zehn Bewohnerinnen im Flur auf uns. Während wir spielen, werden weitere hereingeschoben. Dann spielt Alex einen Walzer und bevor ich meinem Impuls nachgeben und jemand zum Tanz aufforden kann, tanzt er schon mit einer Bewohnerin, die gerade aus dem Aufzug kommt und in seine Hände läuft – der Schlawiner 😉 . Ich reiche einer Bewohnerin die Hände und schunkele mit ihr, sie macht Anstalten aufzustehen, aber ich traue mich nicht, sie sieht etwas wackelig aus und der Rollator steht direkt vor ihr. Es ist auf einmal etwas kraftvolles da, das uns verbindet. Es sehr innig. Dann kommt die Bewohnerin zur Rechten „an die Reihe“. Sie fasst meine Hände fest und fragt mich „Was muss ich machen?“ – „Gar nichts,“ antworte ich, „vertraue mir, ich halte dich.“. Nachher muss ich mich sanft aus ihrem Griff lösen 🙂
Dann setze ich mich auf einen freien Stuhl neben sie und genieße das Spiel von Alex, doch nur kurz, denn jetzt braucht er mich! Gummitwist, loslassen, aua, balancieren, Gewicht heben, übermenschliche Anstrengung… Die Pflegerin und ich helfen gerne. Trotzdem der Zeitknappheit (unser beider Familien wollen an diesem Ostermorgen auch noch was von uns haben!) gehen wir noch in den zweiten Stock, wo wir auf weitere Bewohnerinnen stoßen, darunter Frau B. im Bett. Und wieder ist Walzer gefragt, und wir tanzen und singen in seel’ger Eintracht. Mit Freude im Herzen fahre ich zurück, was war das für ein Geschenk!

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